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Tranchierte Schnösel
Deutsche Schrecken: "Swimming Pool" kopiert brav amerikanische Horror-Vorbilder
Claus Löser
Ein Elite-Gymnasium in Prag. Einige der sich aus aller Herren Länder rekrutierenden und durchweg gut betuchten Absolventen wollen ihren Abschluss mit einer zünftigen Party begehen. Sie steigen nächtens in ein Schwimm- und Fitness-Zentrum ein und lassen die Sau raus, doch das übermütige Treiben gerät unversehens zum Horrortrip. Nach und nach wird die Zahl der nabelfreien, alkoholisierten Partygäste durch einen Killer dezimiert. Der mit Machete und Totenkopfmaske angetane Unhold verriegelt alle Türen, spielt an der Stromversorgung und zersäbelt die versnobten Abiturienten. Draußen tobt pünktlich ein Gewitter.

Bei dem Mörder muss es sich um einen der Eingeschlossenen selbst handeln - jeder von ihnen könnte der Täter sein, solange er nicht Opfer ist. Mit zunehmender Dauer verringert sich die Anzahl der Verdächtigen. Zuletzt gibt es, nach mehrfach hin und her schwankender Scheinlösung, eine psychoanalytische Erklärung für das krankhafte Treiben des Mörders, und das einzig überlebende Liebespaar kann ein Happyend feiern. Kommt einem dieser Plot irgendwie bekannt vor? Richtig: "Swimming Pool" folgt treu dem Schnittmuster zahlreicher Hollywood-Filme. Lediglich das Ambiente wurde ausgetauscht. Ansonsten wirkt der Film wie ein weiterer, unverlangter Aufguss einer Welle, von der man gehofft hatte, sie sei längst verebbt.

Als der Regisseur Wes Craven 1996 mit dem Sensationserfolg "Scream" die eigene ruhmreiche Vergangenheit als Horror-Pionier plünderte, trat er einen Boom von Teenage-Slasher-Movies los, der sich - den Gesetzen des Marktes folgend - bald selbst aufzehrte. Nach mehreren Sequels, ungezählten Trittbrettfahrerfilmen und mindestens zwei Teenage-Slasher-Parodien kam die Mode nun endlich im Schwäbischen an. Die Filmförderungsanstalt Baden-Württemberg war sich jedenfalls nicht zu schade, eine auf mitteleuropäische Verhältnisse gemünzte Variante des Filmgenres reichlich zu bezuschussen und Boris von Sychowski, einem Absolventen der Ludwigsburger Filmakademie, eine entsprechende Inszenierungschance zu verschaffen. Das Ergebnis erweist sich, gelinde gesagt, als bescheiden. Vom offensichtlichen Trägheitsmoment der deutschen Filmwirtschaft einmal abgesehen - zwischen Aufwand und Ergebnis klafft im Fall von "Swimming Pool" einmal mehr eine riesige Lücke. Aufwändige Kamerafahrten, waghalsige Stunts, sorgfältige Ausleuchtung und Ausstattung vermögen nicht über das inhaltliche Vakuum hinwegzutäuschen. Prag als Schauplatz wurde offenbar nur wegen der schönen Ansichtskarten-Perspektiven und (wie in der deutschen Filmgeschichte schon öfter) wegen der kostengünstigen "Barrandow Film Studios" gewählt. Einheimische kommen im Film lediglich auf Dienstbotenebene vor.

Stellten Klassiker des Horror-Genres wie George A. Romeros "The Night Of The Living End" (1968) und "The Texas Chainsaw Massacre" von Tobe Hooper (1974) noch subtile Parabeln auf Kommunistenhatz, Rassismus oder Bigotterie dar, so beschränkten sich die Subtexte der von Wes Craven ausgelösten Retro-Mode auf selbstironische Binnenverweise. Immerhin. In dieser deutschen Aufsattelung sind jedoch sämtliche subversiven Momente eliminiert. Von Sychowski versucht nun, sein armseliges Geplänkel durch ein Mehr an optisch ausformulierter Drastik auszugleichen.

Nur scheinbar paradox resultiert daraus eine Zunahme des Belanglosen. Ähnlich wie der Sex-Aufklärer Oswalt Kolle einst Liberalität vorgab und der Restauration frönte, arbeiten Filme wie "Swimming Pool" heute einer fundierten Gewaltdebatte entgegen. Dabei gab es auch in Deutschland Ansätze für eine untergründige Auslotung des Genres. Jörg Buttgereit, Ende der 80er-Jahre wichtigster Vertreter eines ganz anders apostrophierten, nationalen Horror-Kinos, hat vor fast zehn Jahren seinen letzten Film gedreht. Er verdingt sich heute als Filmvorführer und lebt von den Tantiemen seines 1987 gedrehten Erstlings "Nekromantik". Im Gegensatz zu förderungsrundumversorgten Elaboraten wie "Swimming Pool" entstanden seine Arbeiten materiell wie inhaltlich ohne jede Absicherung. Vielleicht geht es der aktuellen Filmwirtschaft und ihren Abonnenten manchmal zu gut. In dieses Vakuum scheint jedenfalls viel zu selten ein Hauch von Selbstzweifel zu dringen.

Swimming Pool Deutschland/Tschechien 2001. Regie: Boris von Sychowski, Darsteller: Kristen Miller, Thorsten Grasshoff u. a. ; 89 Minuten, Farbe.


Aufwändige Kamerafahrten täuschen hier nicht über das inhaltliche Vakuum hinweg.

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Verfasst: 29.01.2009, 00:18 


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BeitragVerfasst: 29.01.2009, 00:23 
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Dieser Text ist mir glaube auch schon mal unter die Augen gekommen.

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BeitragVerfasst: 16.02.2009, 17:57 
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Ein Kinopublikum, das sich vor Vorstellungsbeginn noch gegenseitig angepöbelt und beschimpft hat (falsche Sitzplätze, zu lautes Quatschen, oder einfach "deine Fresse passt misch nischt !") wird plötzlich zahm und lacht sich gemeinsam über die (HaHa) Charaktere, und vor allem die Leute, die sie auf die Leinwand gebracht haben, kaputt. So einfach kann Völkerverständigung sein.

Von einem Kinobesucher des Filmes...

zu Thorstens Rolle: Gregor (unsymphatisch und pathetisch synchronisiert: Thorsten Grasshoff)

Zur Premiere soll der Regisseur und einer der Schauspieler damals von anwesenden ausgelacht worden sein..

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BeitragVerfasst: 16.02.2009, 18:12 
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Der Film ist auch wirklich nicht so doll. Und zu der Synchronisation habe ich mich ja schon öfter geäußert. Es war einfach nicht genug Zeit dafür.

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BeitragVerfasst: 16.02.2009, 18:15 
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Ne doll ist er nicht aber die Schauspieler ansich haben ihre Rollen dennoch gut gespielt. Allerdings wäre mir das peinlich gewesen wenn ich beim Filmfestival anwesend gewesen wäre und man hätte mich ausgelacht.

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BeitragVerfasst: 16.02.2009, 18:20 
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Da muss man drüber stehen. Und es gab ja auch Länder, wo dieser recht Erfolgreich lief.

Die Kulisse fand ich super. :n3:

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